Navigation überspringen

Exzentrisch, eigenwillig, schillernd: Pückler!

Exzentrisch, eigenwillig, schillernd – Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785–1871) fehlte es weder an Selbstbewusstsein noch Extravaganz. Heinrich Heine nannte ihn den „fashionabelsten aller Sonderlinge“. Als Gartengestalter entwickelte der kreative Aristokrat eine regelrechte Manie. Manches blieb nur eine Vision in schönen Bildern auf dem Papier. Was der Parkomane letztlich verwirklichte, hinterlässt unbestritten Eindruck – nicht nur in Bad Muskau.

Fürst

Was den Zeitpunkt seiner Geburt betrifft, war Hermann ein Sonntagskind. Er kam am 30. Oktober 1785 zur Welt – als ältestes von fünf Kindern. Die Ehe seiner Eltern stand unter keinem guten Stern, war sie doch aus rein pragmatischen Gründen per Vertrag geschlossen worden. Pücklers Großvater, der Graf Hermann von Callenberg, hatte seine Tochter Clementine mit dem 16 Jahre älteren Erdmann von Pückler verheiratet. Dessen Familie gehörte seit 1696 das Rittergut Branitz.

Vom Vater übernahm Hermann Graf von Pückler 1811 die Standesherrschaft Muskau. Der Fürstentitel wurde ihm 1822 verliehen. Schon 1815 hatte er sich mit einem Aufruf an die Muskauer Bürger gewandt, ihm Land für seine großen Pläne zu übereignen: die Anlage eines Landschaftsgartens zu beiden Seiten der Neiße.

Gartenkünstler

Pückler verschrieb sein Leben der Gartenkunst. Über drei Jahrzehnte hinweg arbeitete der Fürst von 1815 bis 1845 an seinem Muskauer Park, der ihn mit großen Landschaftsarchitekten wie Sckell oder Lenné auf eine Stufe stellte. Dabei bremsten ihn immer wieder finanzielle Nöte und zähe Grundstücksverhandlungen.

Um sein Werk wenigstens auf dem Papier zu vollenden, verewigte der Fürst seine Parkvision 1834 in den „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ – bis heute in Fachkreisen ein Standardwerk. Als Landschaftsgestalter wirkte Pückler auch in Neuhardenberg, Babelsberg, Thüringen, Paris und Branitz.

... Wer mich ganz kennenlernen will, muss meinen Garten kennen, denn mein Garten ist mein Herz.
Pückler-Muskau, Andeutungen über Landschaftsgärtnerei, 1834

 Weltreisender

Ob Orient oder Okzident – Pückler fühlte sich überall zu Hause. So mag es nicht verwundern, wenn er freimütig bekannte: „Wieviel mehr lebt man doch auf Reisen!“ Vor allem orientalische Sitten und Gebräuche faszinierten den unternehmungslustigen und rastlosen Fürsten. Jahrelang entzog er sich dem Muskauer Alltag, indem er durch die Welt reiste: nach England, Irland, Frankreich, in die Schweiz, nach Italien, Griechenland, Ägypten oder in den Sudan.

Unterwegs in der Welt, scheute sich Pückler nicht vor absurden oder gar makabren Inszenierungen, getreu dem Motto: „Bei mir heißt es nicht: Was werden die Leute davon sagen? Sondern: Werden auch die Leute etwas davon sagen?”

Zahlreiche Anekdoten beschreiben seine einfallsreichen Auftritte, etwa einen vor dem Café „Kranzler“ in Berlin. Nach eigener Schilderung soll der Fürst dort in einer Kutsche mit weißen Hirschen vorgefahren sein, obwohl sich diese Art von Tieren doch gar nicht zähmen lässt…

Schriftsteller

Pückler brachte zehn Buchtitel mit insgesamt 29 Bänden heraus, darunter sein bekanntestes Werk „Briefe eines Verstorbenen“. Während seiner Englandreise von 1826 bis 1829 hatte Pückler seiner Gefährtin Lucie in zahlreichen Briefen berichtet, was er erlebte. Der Fürst sezierte darin die englische Gesellschaft, charakterisierte sie schonungslos und geistreich. Diese Schriften veröffentlichte Pückler schließlich unter Pseudonym. Zum weltweiten Erfolg des Buches trug Goethe mit einer äußerst positiven Rezension wohl wesentlich bei.

Die große Bekanntheit der „Briefe eines Verstorbenen“ erreichte kein anderes Werk von Pückler, trotz exotischer Titel wie „Semilasso in Afrika“, „Aus Mehemed Ali´s Reich“ oder „Südöstlicher Bildersaal“.

Frauenverehrer

Frauen beflügelten Pücklers Geist. Ob Aristokratinnen, Bürgerliche, Künstlerinnen – der erfolgreiche Charmeur pflegte zahlreiche Bekanntschaften und Korrespondenzen, etwa mit Augusta Prinzessin von Preußen, mit der Schriftstellerin Bettina von Arnim oder der Sängerin Henriette Sontag. Liebesbriefe ordnete er für den besseren Überblick sogar alphabetisch.

Seine Ehefrau Lucie, geb. von Hardenberg, nannte Pückler liebevoll „Schnucke“. In ihr fand er auch noch nach der Scheidung eine treue Lebensgefährtin, tolerante Unterstützerin und mütterliche Freundin.

Muskau ... die That meines Lebens

Pückler-Muskau, Tagebuch, 7. Sept. 1846