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Der Schlosspark als Vision dargestellt.

Geschichte

Pücklers Parkomanie

1815 legte Hermann Fürst von Pückler-Muskau einen Landschaftsgarten an, der weltweit seinesgleichen suchen sollte. Er gestaltete seinen Park außergewöhnlich modern und kunstsinnig. So wurde Pückler zu einem der bedeutendsten deutschen Landschaftsgestalter. Doch längst nicht alle Gartenträume konnten realisiert werden – ein Vergleich von Vision und Realität lohnt sich.

Vision und Realität

Parkschöpfer Pückler ließ sich für sein Werk von englischen Gärten anregen. Vor allem deren romantische Burgen und Paläste beeindruckten ihn, weil sie von jahrhundertelanger Herrschaft zeugten. Gern hätte Pückler auch in Muskau eine mittelalterlich anmutende Burg bauen lassen. Dazu ist es allerdings nie gekommen. Das Neue Schloss wollte Pückler klassizistisch umbauen lassen. Ein Entwurf des Architekten Karl Friedrich Schinkel lag bereits vor, doch aus Geldmangel wurde daraus nichts. Stattdessen gaben Pücklers Nachfolger dem Bau ein Aussehen im Stil der Neorenaissance.

Pücklers Vision
Der Schlosspark als Vision dargestellt.
Realität
Blick auf den deutschen Teil des Schlossparks vom polnischen Parkteil.
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Landschaftskunst an der Lausitzer Neiße

"Der Park soll nur den Charakter der freien Natur und der Landschaft haben, die Hand des Menschen also wenig darin sichtbar sein und sich nur durch wohlunterhaltene Wege und zweckmäßig verteilte Gebäude bemerkbar machen."
(Pückler-Muskau, Andeutungen über Landschaftsgärtnerei, 1834)

Inspiriert von Reisen in englische Gartenlandschaften entwickelte Pückler, keineswegs kontinuierlich und wie aus einem Guss, sondern in mehreren Entwicklungsschritten seine Visionen von der Muskauer Gartenlandschaft im Tal der Lausitzer Neiße mit ihrer natürlich vorgegeben Topografie.

Pücklers Vision
Die Tränenwiese und das Schlossensemble als Vision dargestellt.
Realität
Das Neue Schloss im Park.
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Tränenwiese und das Muskauer Schloss

Pückler hatte die Vision, das alte Torhaus am Markt, das inzwischen barocke Schloss, einst Wasserburg, und das als Theater genutzte Gartenhaus klassizistisch auszubauen und mit Viadukten zu einem riesigen zusammenhängenden Gebäudekomplex zu verbinden. Dabei ließ er sich vom preussischen Architekten Schinkel beraten. Tatsächlich gelang ihm aber nur die Umwandlung vom das Schloss umgebenden Wassergraben in eine seenartige, malerische Situation und auf der Südseite die harmonische Anbindung des Schlosses an den Park durch Schaffung der Schlossrampe nach Schinkelschem Entwurf. Der Umbau des eher in der Pücklerzeit irreführend so bezeichneten „Neuen Schlosses“ wie auch der beiden anderen Bauten, dem Amts- bzw. Torhaus – „Altes Schloss“ genannt – sowie des Garten- und späteren Kavalierhauses im Stil der Neorenaissance bis ca. 1870 geht auf Friedrich Prinz der Niederlande zurück, zur Schaffung eines verschmelzenden Bautenkomplexes kam es jedoch nie.

Pücklers Vision
Die Fuchsienbrücke als Vision dargestellt.
Realität
Die heutige Fuchsienbrücke.
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Die Blaue Brücke

Die gusseiserne Brücke im Blauen Garten wurde 1826 errichtet und 1983 rekonstruiert. Auch als Fuchsienbrücke nach ihrer typischen Sommerbepflanzung bezeichnet, führt der Weg über sie vom Neuen Schloss aus zu einem kleinen Hügel, im Volksmund "Liebeshöhe" genannt.

Pücklers Vision
Der Eichseewasserfall als Vision dargestellt.
Realität
Der Eichseewasserfall im Muskauer Park.
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Der Eichseewasserfall

Typisch für den Eichseewasserfall ist seine natürlich wirkende Gestaltung mithilfe von Findlingen. Auffällig ist jedoch ein extravagant aufragendes Riesenexemplar, den die von Fürst Pückler geschiedene Frau Lucie 1838 während dessen Orientreise und lange nach Fertigstellung des Wasserfalls eigenständig von den Braunsdorfer Feldern am Rande der Parkanlage herankarren ließ.

Pücklers Vision
Der Schlossgarten als Vision dargestellt.
Realität
Der heutige Schlossgarten mit seinem Blumenbeetensemble.
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Der Schlossgarten

Der so in Pücklers "Andeutungen" beschriebene Garten war ein Gemeinschaftswerk des Fürstenpaares, das nach dem Verfüllen des Wassergrabens und der Errichtung der Schlossrampe 1826 mit der Anlage seines grünen Wohnzimmers begann. Viele fantasievolle, teils auch sehr persönliche Beete, wie das Hermann gewidmete "H" am zentralen Lindenplatz, kamen hier zur Ausführung. Einige Planungen wurden jedoch auch wieder verworfen, wie das nur temporär bestehende Füllhorn.

Pücklers Nachfolger

Pücklers Erbe trat Prinz Friedrich der Niederlande (1797–1881) an. Ihm und den späteren Besitzern, den Grafen von Arnim, gelang es, die vom Fürsten hinterlassenen weißen Flecken in der Parkkomposition auszufüllen. Sie griffen unvollendete Bauvorhaben auf und erneuerten nicht mehr funktionsfähige Brücken.

Neue Planungen ordneten sie – bis auf wenige Ausnahmen – sensibel in die bestehende Anlage ein.

Teilung ab 1945

Am Ende des Zweiten Weltkrieges verlief die Frontlinie wochenlang mitten durch das Muskauer Neißetal. Etwa 70 Prozent der Stadt, alle Neißebrücken und das Alte Schloss fielen den Kriegsereignissen zum Opfer. Das Neue Schloss brannte am 30. April 1945 nieder, vermutlich durch Brandstiftung, und stand Jahrzehnte als Ruine im Park. Am schwersten für das weitere Schicksal des Muskauer Parks wog jedoch die Neubestimmung der deutsch-polnischen Staatsgrenze. Sie wurde nach den Beschlüssen der Alliierten von Teheran, Jalta und Potsdam festgelegt. Die Neiße – bis dahin wichtiges Bindeglied und Gestaltungselement im Park – markierte ab 1945 eine schier unüberwindbare Trennlinie.

Westlich der Neiße gelang es, den Landschaftsgarten weitgehend unversehrt zu erhalten. Trotz Materialknappheit und unzulänglicher Parktechnik zeigten sich Gärtner dabei ausgesprochen erfindungsreich. Der östliche Parkteil, für den die polnische Forstverwaltung zuständig war, fiel dagegen in einen regelrechten Dornröschenschlaf. Flächen wucherten zu oder wurden sogar zugepflanzt, so dass ein undurchdringlicher Urwald entstand.

Neubeginn nach 1988

Im Bemühen, beide Parkteile endlich wieder zusammenzuführen, kam es 1988 zum Durchbruch. Deutsche und polnische Denkmalpfleger unterzeichneten im polnischen Grünberg (Zielona Góra) einen Vertrag zur gemeinsamen Wiederherstellung des Muskauer Parks als Gesamtkunstwerk. Die politische Wende erleichterte den Vorstoß ab 1989 erheblich. Auf der polnischen Seite wurde der Park dem Kulturministerium in Warschau direkt unterstellt. Der deutsche Parkteil ging 1992 aus dem Eigentum der Stadt Bad Muskau an den Freistaat Sachsen über.

Unter Regie der 1993 gegründeten Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ begann die Restaurierung und Sanierung der Bauten im Schlosspark. Dazu zählen u. a. Orangerie, Schlossvorwerk, Doppelbrücke, Englische Brücke und Schlossgärtnerei. Der Wiederaufbau des Neuen Schlosses wurde 2013 vollendet.

Der Fürst-Pückler-Park Bad Muskau ist als deutsch-polnisches Gemeinschaftsprojekt ein Musterbeispiel für unsere gutnachbarschaftlichen Kulturbeziehungen. Und ganz zweifellos ist er einer der Höhepunkte im an Kunst wahrlich reichen Freistaat Sachsen.

Staatsministerin Monika Grütters, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, 2016
Das UNESCO-Logo.