Weltkulturerbe
UNESCO-Welterbestätte
Dass der Muskauer Park seit 2004 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes steht, ist maßgeblich Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785–1871) zu verdanken. Er schuf beiderseits der Neiße ein Meisterwerk, das als der klassische Landschaftsgarten bezeichnet wird. Der grüne Fürst gilt als Begründer der modernen Landschaftsgestaltung mit Einflüssen, die über Europa hinaus bis nach Amerika reichten. Pücklersche Prinzipien sind nach wie vor aktuell: Mit seinen 1834 erschienenen „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ verfasste er ein bis heute viel zitiertes Lehrbuch. Neben allgemeinen Hinweisen zur Anlage eines Landschaftsgartens beschreibt Pückler darin seine Vision des Muskauer Parks, der sich heute auf dem Territorium zweier Staaten erstreckt. Durch einen gemeinsamen deutsch-polnischen Antrag gelangte der Park auf die Welterbe-Liste. Nicht zuletzt wurde damit das grenzüberschreitende Management bei der Pflege des kulturellen Erbes von Pückler gewürdigt.
Begründung
„Der Muskauer Park/Park Mużakowski ist ein außergewöhnliches Beispiel eines europäischen Landschaftsparks sowie einer künstlerischen Ideallandschaft. Der Park steht darüber hinaus für einen neuen Ansatz der Landschaftsgestaltung im städtischen Raum. Gemäß der UNESCO-Welterbekonvention wurde der Park am 2. Juli 2004 in die Liste des Welterbes aufgenommen. Die Aufnahme in diese Liste bestätigt den herausragenden universellen Wert eines Kultur- bzw. Naturdenkmals, das im Interesse der gesamten Menschheit Schutz erfordert.“
So steht es in vier Sprachen auf dem Gedenkstein, der 2005 an der Doppelbrücke an der Jeanetteninsel aufgestellt wurde. Auf Deutsch, Polnisch, Englisch und Französisch ist an symbolischer Stelle zu lesen, weshalb der Muskauer Park den UNESCO-Titel trägt.
Deutsch-Polnischer Antrag
Die Initiative, den Muskauer Park auf die Liste des Weltkulturerbes zu bringen, ging von Polen aus. Andrzej Michałowski, Direktor der polnischen Zentralbehörde für den Schutz und Erhalt von Schloss- und Gartenensembles und später des Zentrums zum Schutz der historischen Kulturlandschaft, rief am 3. Oktober 1990 dazu auf, der UNESCO diesen Vorschlag zu unterbreiten. Damit rannte er auf deutscher Seite offene Türen ein, auch wenn die Idee ein paar Jahre brauchte, um zu reifen.
Der Prozess gewann an Dynamik, als Robert de Jong, Präsident des ICOMOS-IFLA-Komitees für historische Gärten und Kulturlandschaften, 1998 offiziell als internationaler Berater für den Muskauer Park eingesetzt wurde. Schließlich kam dem Park ein Beschluss des Welterbekomitees von 2001 zugute, wonach sich grenzüberschreitende Stätten zusätzlich zu den in den nationalen Vorschlagslisten aufgeführten Bewerberstätten um den UNESCO-Titel bewerben können.
Die deutschen und polnischen Partner ergriffen die Chance, indem sie gemeinsam den Antrag für den Muskauer Park schrieben und 2002 einreichten. Nachdem auch der geforderte Managementplan vorlag, befasste sich das Welterbekomittee der UNESCO am 2. Juli 2004 im chinesischen Suzhou zustimmend mit dem gemeinsamen Antrag aus zwei Ländern und Pücklers Gartenkunstwerk wurde mit der Aufnahme ins Weltkulturerbe geadelt. Die Übergabe der Urkunde erfolgte ein knappes Jahr später, am 27. Mai 2005, an symbolischer Stelle direkt vor Ort: auf der Doppelbrücke inmitten des zweistaatlichen Gartendenkmals.
Management
Pücklers Erbe an der Neiße wird in einer international beispiellosen Kooperation restauriert und gepflegt. Die Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau” arbeitet dazu kontinuierlich mit dem Nationalen Institut für das kulturelle Erbe in Warschau (Narodowy Instytut Dziedzictwa – NID) und dessen Außenstelle in Łęknica zusammen. Die grenzüberschreitenden Kontakte sind über Jahre gewachsen und drücken sich in verschiedenen Projekten im Park aus. Ein erster Höhepunkt noch vor Gründung der Stiftung war am 30. Oktober 1991 die Wiederaufstellung des Pücklersteins. Das Symbol für die deutsch-polnische Zusammenarbeit steht unweit des Neißeufers auf östlicher Seite. Seit Beseitigung des Wildwuchses öffnet sich von der Anhöhe wieder ein grandioses Panorama in Richtung Neues Schloss.
Einem sensationellen Erfolg glichen die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die 1998 für deutsche und polnische Jugendliche unter dem Titel „Arbeiten und Lernen über Grenzen“ begannen – in Kooperation mit regionalen und nationalen Arbeitsverwaltungen beiderseits der Neiße. Bis heute lebt dieses Projekt.
Nach gut fünf Jahrzehnten der Vernachlässigung ist die enge räumliche Verzahnung der beiden Parkteile längst wieder erlebbar. Damit es so bleibt oder eindrücklicher wird, kommen regelmäßig Arbeitsgruppen mit Vertretern aus beiden Ländern zusammen, um Pflegemaßnahmen und Bauvorhaben im Park zu koordinieren.
Der Geschäftsführer der Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“, Cord Panning, sagt über das Wiederentstehen des Muskauer Parks in seiner Ganzheit:
„Jede wichtige politische Etappe verbindet sich mit einem denkmalpflegerischen Meilenstein im zweistaatlichen Parkgefüge. Daher bezeichnen wir unsere Arbeit in dem 2004 als deutsch-polnisches Weltkulturerbe der UNESCO gelisteten Landschaftsgarten nur allzu gern als politisches Gärtnern. Die wiederentstandenen Brücken und Sichtachsen waren nie nur Ausdruck fachlichen Erfolges. In ihnen schwang und schwingt auch stets die Symbolik der politischen Verständigung mit.“
(Auszug aus: Der Muskauer Park. Ein Spaziergang auf fürstlichen Spuren, 2017)
UNESCO 5 – Großes Erbe
Nirgendwo anders auf der Welt finden sich auf derart kleinem Raum fünf UNESCO-Auszeichnungen in vier verschiedenen Kategorien: In stetem Wandel ist die Lausitz mit ihrem Kultur- und Naturerbe, das sogar Landesgrenzen überschreitet, einzigartig. Die UNESCO verleiht unterschiedliche Auszeichnungen, um die Besonderheit eines Ortes, eines Bauwerks, einer Region oder Tradition hervorzuheben.